Osteopathie als Methode
Das Prinzip der Osteopathie besagt, dass alle Bereiche des Körpers sich wechselseitig beeinflussen und voneinander abhängig sind. Voraussetzung für ein gutes Funktionieren ist die uneingeschränkte Beweglichkeit jedes einzelnen Elements dieses komplexen Systems.
Wie Symptome entstehen
Bewegungseinschränkungen/Blockaden können über Jahre unbemerkt bleiben oder nur von Zeit zu Zeit Beschwerden verursachen. Der Körper sucht in dieser Zeit aber nach Möglichkeiten und Anpassungen um die Funktionen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Schafft er das nicht mehr, weil ständig neue Belastungen dazukommen (physisch und/oder psychisch) und die Möglichkeiten der Anpassung stetig abnehmen, entstehen z.B. Schmerzen. Diese oftmals langjährigen Anpassungen sind häufig auch der Grund, weshalb die Symptome nicht mit dem Ort der Ursache übereinstimmen und wir mit unseren Untersuchungstechniken an den verschiedenen Orten des Körpers nach Bewegungseinschränkungen suchen, die mit den jetzigen Beschwerden im Zusammenhang stehen können.
Das Ziel der Osteopathie ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts der verschiedenen Systeme des menschlichen Körpers, die man grob in drei Bereiche einteilen kann:
Das Muskel-Skelett-System
Beweglichkeit der Gelenke und der Nerven-, Gefäss-Strukturen sowie das Spannungsgleichgewicht der Muskeln, Sehnen, Faszien etc.
Das Viszerale System
Funktion der inneren Organe durch Wiederherstellung des Druck- und Spannungsgleichgewichtes sowie der freien Beweglichkeit jedes einzelnen Organs.
Das Cranio-Sacrale System
Gute Beweglichkeit der einzelnen Knochen des Schädels und des Kreuzbeins, eine ausgeglichene Spannung der Hirnhaut und eine ungestörte Zirkulation der Hirnflüssigkeit.
Ablauf einer Behandlung
Bei der 1. Konsultation führen wir erst ein Gespräch, in dem Sie mir Ihre Beschwerden erklären. Auch Krankheiten und Unfälle aus früheren Jahren sind wichtig um allfällige Zusammenhänge besser verstehen zu können. Danach folgt die Untersuchung mit den Händen. Ich suche nach Bewegungseinschränkungen jedoch nicht nur im Bereich Ihrer momentanen Schmerzen sondern am ganzen Körper, da wie schon erwähnt, die Ursachen oder ein Teil der Ursachen auch ausserhalb des Schmerzgebietes liegen können. Das Lösen der Einschränkungen geschieht mit den Händen, meist mit feinen Techniken.
Indikationen
Durch die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers kann die Osteopathie bei einer Vielzahl von Beschwerden helfen und ist somit eine wirkungsvolle Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin.
- Gelenk-, Muskel- und Sehnenbeschwerden
- Rücken- und Nackenschmerzen
- Schleudertrauma
- chronische Sinusitis
- Migräne und Kopfschmerzen
- Kiefergelenkstörungen
- Schwindel
- Probleme des Magen- und Darmtraktes
- funktionelle Atem- oder Herzbeschwerden
- Menstruationsbeschwerden
- Inkontinenz
- Verzögerter Heilungsverlauf nach Krankheiten, Operationen und Unfällen
Spezifisch bei Babys und Kindern:
- Verdauungsprobleme, Koliken
- Übermässiges Erbrechen
- Schluck- und Saugstörungen
- Chronische Mittelohrentzündungen
- Schädelasymmetrien (z.B. nach schweren Geburten)
- Schiefhals
- Schreibabys
- Konzentrationsstörungen
- Begleitend bei Zahn- und Kieferkorrekturen
Prophylaxe
Bewegungseinschränkungen und Spannungsveränderungen sind lange bevor die Symptome auftreten bei einer osteopathischen Untersuchung spürbar und können deshalb gelöst werden bevor sich die Probleme bemerkbar machen. Damit werden langwierige Behandlungen oft vermieden und Sie fühlen sich im Alltag belastbarer und beweglicher.
Grenzen der Osteopathie
Akuterkrankungen wie Herzinfarkt, schwere Infektionen, psychische Krisen etc. gehören nicht zum unmittelbaren Arbeitsbereich eines Osteopathen. Verzögert sich der Heilungsverlauf, ist eine Unterstützung durch eine osteopathische Therapie sinnvoll.
Eine Behandlung dauert in der Regel 50 – 60 Minuten (inkl. Vor- und Nachbereitung), kann aber je nach Problematik oder bei Kleinkindern auch kürzer sein. Die Anzahl der benötigten Sitzungen ist abhängig vom Beschwerdebild.
Therapeutinnen und Therapeuten:
Iris Brühwiler, Oliver Kauss, Laura Moreno
Geschichte der Osteopathie
Die Osteopathie wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von dem amerikanischen Landarzt Andrew Taylor Still (1828 – 1917) entwickelt.
Als Sohn eines methodistischen Priesters und Arztes bekam er durch die Mitarbeit bei seinem Vater eine Ausbildung in der damals praktizierten Medizin. 1864, nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Bürgerkrieg starben innerhalb weniger Tage 4 seiner Kinder. Tief traurig und enttäuscht wandte er sich von der damals etablierten Medizin und den religiösen Institutionen ab und begab sich auf die Suche nach neuen Heilmethoden. Er widmete sich fortan intensiv dem Studium der Anatomie und der Physiologie und eröffnete im März 1875 seine erste Praxis. Bestärkt durch die guten Erfolge gründete er 1882 die American School of Osteopathy. Einer seiner ersten Schüler J. M. Littlejohn (1865 – 1947) brachte die Osteopathie nach England und gründete 1927 in London die British School of Osteopathy. Später wurde, wiederum durch Schüler, die Osteopathie in Europa weiterverbreitet.
Wörtlich übersetzt bedeutet Osteopathie „Knochenleiden“ und scheint daher unglücklich gewählt, aber Still dachte sich etwas bei der Namensgebung. Er bemerkte nämlich, dass durch Manipulationen an den Knochen (gr. Osteon = Knochen) eine positive Beeinflussung von Erkrankungen (gr. Patheios = Leiden) zu erzielen ist. Über die Jahre wurde dieser Ansatzpunkt weiterentwickelt und auf sämtliche Gewebe ausgeweitet.